Das Darrehaus
Die Kiefernsamendarre zu Dammendorf
Was ist eine Darre, und wozu brauchte man sie früher ?
Die Forstpflanzen für die großflächigen Waldbestände im Schlaubetal konnte man früher nicht, wie heute üblich, einfach von irgendwelchen Baumschulen beziehen, sondern musste diese selbst erzeugen. Dafür brauchten die Forstbeamten hervorragendes Saatgut in guter Qualität und großer Anzahl. Kiefer war nicht gleich Kiefer- die Herkunft war entscheidend.
1843 wurde deshalb im Bereich des Königlich Preußischen Forstamtes hier in Dammendorf die Kiefernsamendarre errichtet.
Was ist eine Darre?
Mit Spezialöfen werden durch Erhitzen die Samen aus den Kiefernzapfen gewonnen. Das war im Darrehaus ein komplizierter, ausgeklügelter technischer Prozess. Ein Königlicher Darrmeister wurde lt. den historischen Akten benannt.
Von 1 Tonne Kiefernzapfen konnten 16 Kg Samen gewonnen werden.
Das Ausklenken - darunter versteht man das Entsamen von Früchten über-
haupt, sei es durch Wärme oder durch mechanische Vor-
gänge.In Bauzeichnungen von 1842 sind heute noch die
Wirkungsweise der Samenklenkanstalt zu sehen.
Das Darren - darunter versteht man das Entsamen der Zapfen durch Wärme.
In den Wintermonaten wurden von Zapfenpflückern die unreifen Kiefernzapfen
geerntet und unter kontrollierten Bedingungen im "Zapfenschuppen", dem Nebengebäude des Darrehauses, zur Vorreife gebracht.Bei einer Temperatur
von 35- 45° konnten dann in möglichst trockner Luft in den Feuerdarren die
Kiefernsamen mit Hilfe von Rüttel- und Trommelvorrichtungen gewonnen und
mittels Windfegen und Sieben gereinigt werden.Der Kiefernsamen wurde in
Glasballons trocken und kühl im Keller der benachbarten Försterei gelagert und war so über viele Jahre keimfähig.
Die unterste Etage des Darrgebäudes beinhaltete auch gleich die Wohnung des Darrmeisters.
1850 wird Carl Puhlmann als Königlicher Darrmeister in den Akten geführt.
1861 übernahm der älteste Sohn Carl P. das Amt.
1898 wird dessen Sohn Carl Heinrich Otto P. als Darrmeister benannt.
Der Darrmeister hatte eine bessere Stellung unter den Waldarbeitern, aber besonders reich ist er durch seine Arbeit auch nie geworden.
Die Darre in Dammendorf muss aber sicher nicht wirtschaftlich genug gewesen sein. Der steigende Bedarf konnte nicht mehr genügend gedeckt werden.Hierzu kam es, dass es vor dem 1.Weltkrieg im Preußischen Forstwesen nur die Großdarren in Klausenau für den Osten Preußens und die Darre in Annaburg für die südlichen Provinzen gab.Die Darre in Dammendorf wurde aufgegeben und als Waldarbeiterwohnung umgebaut.Unter Aufsicht des damaligen Oberförsters Carl Hildebrand wurden die Inventarien der Darre und sämtlicher Zubehör abgebaut und verkauft.
Heute haben die neuen Besitzer die Gebäude auf dem erworbenen Grundstück restauriert und für sich als Heim nebst Ferienwohnung hergerichtet.
Text und Fotos: Hans Dudek Dammendorf
Quelle: Archiv Heimatverein Dammendorf, Hatwig